Autor des Textes ist der aus Allenstein, Ostpreußen, stammende Architekt Erich Mendelsohn (1887–1953). Er emigrierte im März 1933 aus Deutschland. Noch im selben Jahr gründete er in London und 1935 in Jerusalem neue Büros, zwischen denen er pendelte. Der durch die Jerusalem Press Ltd. in Palästina, dem damaligen Britischen Mandatsgebiet, in unbekannter Auflage publizierte kurze Text (18,5 S.) hat keine Abbildungen. Er erschien im Februar 1940. Zu dieser Zeit lebte Mendelsohn mit seiner Frau in Palästina. London hatten sie aufgrund der erkennbaren Kriegsgefahr im Frühsommer 1939 verlassen. Doch auch in Palästina war die Situation schwierig. Mendelsohns Bauprojekte litten 1936–1939 unter dem arabischen Aufstand. Im September 1939 überfiel die Deutsche Wehrmacht Polen und löste somit den Zweiten Weltkrieg aus. Im Folgemonat verhängte die Britische Mandatsregierung eine Einwanderungssperre nach Palästina. Der 53-jährige Architekt, der bereits 1923 zum ersten Mal in Palästina gewesen war, als noch sehr viel weniger europäische Immigranten in Land lebten, schrieb den Text also in einer politisch äußerst bewegten Zeit. Er beginnt den Text mit einem Rückblick auf 6000 Jahre Geschichte des Mittelmeers und seiner Anrainer. Die osmanische Herrschaft führte aus seiner Sicht zum Verfall Palästinas, das dennoch in der gegenwärtigen Bedrängnis der europäischen Juden „die einzige Lösung ihres immerwährenden Rätsels“ sei. Er stellt jedoch fest, dass Palästina kein unbewohntes Land sei, sondern im Gegenteil Teil der arabischen Welt. Daher hänge das Schicksal Palästinas daran, dass Juden und Araber sich als Mitglieder der gemeinsamen semitischen Familie verstehen und das Land gemeinsam entwickeln. Es ist eine Aufforderung an beide.
Palästina und die Welt von Morgen von Erich Mendelsohn, F.R.I.B.A. Fellow of the Royal Institute of British Architects, veröffentlicht in: Jüdische Text-Architekturen, <https://juedische-text-architekturen.online/quelle/jta:source-11> [06.04.2025].