Die Vorstadt führt! Warum die „City” -Klubs zurückgehen. Illustriertes Sportblatt 23 (1927), Nr. 41, vom 08.10.1927

Quellenbeschreibung

Am 8. Oktober 1927 erschien in der populären Wiener Sportzeitschrift Illustriertes Sportblatt ein Kommentar, der sich mit den sportlichen Entwicklungen des Wiener Fußballs auseinandersetzte. Der Artikel steht beispielhaft für die Konstruktion einer spezifischen kulturellen Topografie der Stadt, die sich im Wien der Zwischenkriegszeit nicht zuletzt über die Kategorie der „jüdischer Differenz“ definierte. Wien war vor und nach 1918 ein wichtiger Ort der Entwicklung verschiedener jüdischer Selbstverständnisse sowie Fremdbilder über „Juden“. Der jüdische Bevölkerungsanteil der Stadt betrug knapp zehn Prozent. Ein bedeutendes Betätigungsfeld für Juden – und in begrenztem Maß auch Jüdinnen – war der Fußball, der sich in dieser Zeit als eine der wichtigsten Massenkulturen durchsetzte und Wien als eines seiner europäischen Zentren etablierte. Fußballstadien wurden Räume des politischen Diskurses, sie verbanden Sport und Gesellschaft. In und um die Stadien entstand eine kulturelle Topografie des Wiener Fußballs, die bis in die Gegenwart wirkmächtig geblieben ist. Sie drehte sich um den zentralen Antagonismus zwischen proletarisch konnotierter Vorstadt und bürgerlicher City, von „bodenständigen“ Vereinen wie dem Sportklub Rapid oder der Floridsdorfer Admira, die den „Cityklubs“ Wiener Amateur-Sportverein (genannt Amateure, später FK Austria) und dem nationaljüdischen SC Hakoah gegenübergestellt wurden. Die Chiffre des „jüdischen“ wurde dabei mit der City und dem Kaffeehaus – als Metapher und Vereinstreffpunkt – in Verbindung gebracht.

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Empfohlene Zitation

Die Vorstadt führt! Warum die „City” -Klubs zurückgehen. Illustriertes Sportblatt 23 (1927), Nr. 41, vom 08.10.1927, veröffentlicht in: Jüdische Text-Architekturen, <https://juedische-text-architekturen.online/quelle/jta:source-4> [23.02.2025].